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Die Stiftskirche Fröndenberg wurde ab 1230 als Klosterkirche eines Zisterzienserinnenklosters gebaut. Sie war von Anfang an mit dem märkischen Grafengeschlecht von Altena verbunden und wurde als Grabeskirche genutzt. Das Kirchenschiff selber wurde damals vom „normalen“ Volk genutzt. Der Bereich unter der Empore wurde lange als eine Art Krypta ausgewiesen. Hier fanden z.B. einige Grafen von der Mark, aber auch Äbtissinnen ihre letzte Ruhestätte (z.B. Graf Otto – 1262, Graf Engelbert – 1391). Nach gut 200 Jahren Klostertätigkeit wurden die Klosterregeln allmählich aufgegeben. Die Einrichtung wurde zu einer Versorgungsstätte für Töchter des südwestfälischen Hochadels. Der Marienaltar im Seitenschiff der Stiftskirche ist in seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen. Er ist um 1400 entstanden und wird Konrad von Soest zugeschrieben. Er erzählt einen Marienzyklus und setzt damit kirchliche Legendenbildung und biblisches Material in Farbe um. Der Reichsadler auf dem Altar mit den Initialen FR für Friedericus Rex (Preußenkönig Friedrich) erinnert an die Fürsorgeflicht Preußens gegenüber der Stiftskirche seit der Säkularisation von 1803. Die Kirche gehört bis heute dem Land Nordrhein-Westfalen in der preußischen Rechtsnachfolge.

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Archiv

24. September 2022

Tolerieren heißt sich überwinden

Altbundespr?sident Joachim Gauck zu Gast in Kamen

Altbundespräsident Joachim Gauck in Kamen

Der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal im Gemeindehaus Kamen zeigte: die Besucher der „Kamener Kanzel“ benötigten die eigentliche Kanzel nicht, ebenso wenig der Gast Altbundespräsident Joachim Gauck. Die Kanzel war nun das Rednerpult, ist doch die echte Kanzel in der Kirche wegen Renovierungsarbeiten nicht nutzbar. Doch auch von hier erreichten die Gedanken und Positionen Gaucks zum Thema Toleranz die rund 250 Besucher.

Dem ca. 80minütiem Vortrag, übrigens gänzlich ohne geschrieben Vorlage gehalten, stellt Gauck einen Blick auf Russland und den Krieg in der Ukraine voran. Es ist ein ernüchternder Blick auf das Putin-Regime: rechtlos und grenzenlos mit Macht ausgestattet. „So entsteht eine ganze Generation der Unfreien, da viele diesen Zustand für normal halten.“ Noch eindeutiger wird er in der Frage nach dem Schuldigen im Krieg: „All das, was uns wichtig ist, die Freiheit und Demokratie, ist Putin zuwider. All das wollte die Ukraine nun auch. Selten ist in der Politik so klar zwischen Gut und Böse zu trennen, wie in diesem Fall.“ Als Position Deutschlands sei für ihn damit unbestritten nötig: Waffenlieferung und militärische Unterstützung der Ukraine sind unerlässlich. „Als Christ sage ich: dem Überfallenen am Straßenrand nahe zu sein und zu helfen, dass er zu seinem Recht kommt, das ist christlich.“ 

Lebensthema Toleranz

Den größeren Teil des Abends verbrachte Joachim Gauck mit dem Thema Toleranz. Eingewoben in zahlreiche biografische Erzählungen, von der Kindheit in Rostock über die Zeit als frei gewählter Vertreter der Volkskammer und spätere Leitung der „Gauck“-Behörde und seiner Präsidialzeit, ermutigte er zur der Tugend der Toleranz. „Er ist ja immer ein überwinden, wenn uns Toleranz abgefordert wird. Sonst ist es Akzeptanz, das ist ja viel leichter.“ Gerade der Umgang mit Menschen, die so anders und fremd denken, zeige sich aber die Toleranz. Aber es gibt auch Grenzen der Toleranz für ihn: „Es ist eine Tugend, Intolerante abzulehnen.“

Vor der Lesung war Joachim Gauck eingeladen, sich in das Goldene Buch der Stadt Kamen einzutragen. Bürgermeisterin Elke Kappen begrüßte Gauck und hatte als Geschenk einen Scheck für eine von ihrem Gast zu benennende Einrichtung mitgebracht. Im Anschluss an die Lesung nutzen viele Besucher die Gelegenheit, eine persönliche Widmung in einem Buch zu erhalten und ein paar Worte mit Gauck zu wechseln. Mit viel Zugewandtheit widmete Gauck sich jedem Gast.

In der Reihe Kamener Kanzel stehen nun im zehnten Jahr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die mit einer Lesung oder einem Vortrag gesellschaftliche Themen mitbringen. So waren dort vorher schon Christiane Westermann (Abschied), Dunja Hayali (Demokratie) oder Hellmut Karrasek (Heimat) zu Gast. Die Reihe wird veranstaltet von der Ev. Kirchengemeinde Kamen und dem Ev. Kirchenkreis Unna.