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Die Auferstehungskirche Weddinghofen wurde 1954 erbaut, zunächst als Kirche eines Bezirkes der Kirchengemeinde Methler. Seit 1971 gehört Weddingofen zur Friedenskirchengemeinde Bergkamen. Der Kirchbau erinnert in seiner Form an ein Ei. Der damalige Superintenden und Altpräses Alfred Buß schriebt in de Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Kirche: „Mit dem Ei als Symbol der Auferstehung wird die nicht leicht verstehbare Osterbotschaft, die der Kirche den Namen gegeben hat, schon Kindern einsichtig. Diese die tödlichen Grenzen des Lebens sprengende Botschaft ist in Weddinghofen seit 50 Jahren in Stein und Glas gesetzt.“ Innen findet sich ein Taufstein von Carl-Ernst Kürten, eine Raupach-Orgel und ein Chorfenster "Das himmlischen Jerusalem" von Heinz Lilienthal. Eine Barbara aus Kohle für die Barbarafeiern sowie das Kreuz der Benediktinerabtei aus Meschede erinnern bis heute an die Bergbautradition des Ortes.

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Archiv

30. April 2020

Die ganze Buntheit und Fülle des Lebens

Am 30. April erhielt Dr. Karsten Schneider die Amtsurkunde von Pr?ses Annette Kurschus und hat damit das Amt des Superintendenten im Ev. Kirchenkreis Unna ?bernommen.

Interview zum Amtsantritt des neuen Superintendenten Dr. Karsten Schneider

Der Amtsantritt war anders geplant: in der Stadtkirche mit Einführungsgottesdienst und anschließendem Empfang sollte Dr. Karsten Schneider seinen Dienst als Superintendent im Ev. Kirchenkreis Unna am 30. April beginnen. Das alles ist nun deutlich kleiner ausgefallen: im Haus der Kirche wurde ihm an diesem Tag die Urkunde von Präses Annette Kurschus überreicht. Damit beginnen die Amtsgeschäfte des neuen Superintendenten.

Die Feier selbst wird nachgeholt zu einem Zeitpunkt, wo man dies auch zuverlässig wieder planen kann. Dann wird auch die Verabschiedung des bisherigen Superintendenten Hans-Martin Böcker mitgefeiert. Der war auch bei der Amtsübergabe anwesend und übergab den Schlüssel des Büros an den Nachfolger, alles mit Abstand natürlich.

Über die jetzige Situation, zukünftige Pläne und grundsätzliche Überzeugungen erzählt Dr. Schneider im folgenden Interview, die Fragen stellte Silke Dehnert.

 

Herr Dr. Karsten Schneider, Sie sind in Bad Driburg im Kreis Höxter aufgewachsen und haben sich nach dem Abitur sofort für das Studium der Ev. Theologie entschieden. Was waren Ihre Beweggründe? Was reizte/reizt Sie an der Theologie?

Als evangelischer Christ ist man in Bad Driburg in der deutlichen Minderheit. Dennoch – oder gerade deswegen – war die Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, sehr lebendig und profiliert. Das hat bei mir zu einem ausgeprägten protestantischen Bewusstsein geführt. Von daher war ich motiviert, mich mit den Fragestellungen des christlichen Glaubens näher auseinander zu setzen, und wollte auch in der Gesellschaft im Sinne Jesu wirken. Im Theologiestudium wird der eigene Glaube ja auch in der Diskussion, z.B. mit Philosophie und Naturwissenschaften, hinterfragt und auf immer neue Situationen und Problemfelder hin ausgelegt. Das fand und finde ich auch weiterhin spannend.

Nach fast 19 Jahren als Gemeindepfarrer in der Ev. Philippus-Kirchengemeinde Dortmund treten Sie nun das Amt des Superintendenten im Ev. Kirchenkreis Unna an. Was war Ihre Motivation für dieses Leitungsamt?

Sehr gern möchte ich die in der langjährigen Gemeindearbeit gesammelten Erfahrungen in den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern auch auf anderer Ebene einbringen. Ebenso möchte ich mehr Verantwortung dafür übernehmen, die Rahmenbedingungen für die Verkündigung des Evangeliums und für das gesamte Wirken von Kirche aktiv mitzugestalten. In Dortmund habe ich das bereits in einigen Gremien auf Kirchenkreisebene angehen können und dabei gemerkt, dass mir diese gemeindeübergreifende Arbeit sehr wichtig ist. Mit dem Kirchenkreis Unna habe ich nun eine Region gefunden, die in Größe und Struktur aus meiner Sicht gut zu mir und meiner Biographie passt.

Ein Berufsstart in diesen Zeiten ist anders, keine feierliche Einführung, kein persönliches Kennenlernen. Wie empfinden Sie diese Situation?

Ja, sowohl der Abschied aus meiner bisherigen Gemeinde als auch der Neustart im Kirchenkreis Unna kann nicht so persönlich geschehen und mit so viel menschlicher Wärme und Nähe gefüllt werden, wie es wünschenswert ist. Das bedauere ich sehr. Und selbst wenn eine öffentliche Einführung irgendwann einmal nachgeholt werden kann, wird es nicht so sein wie zum rechten Zeitpunkt. Aber das gilt ja ebenso für die verschobenen Konfirmationen, Hochzeiten, Jubiläen. Wir werden Wege finden, damit würdig umzugehen. Da gibt es für viele Menschen in unserer Gesellschaft derzeit noch viel schwierigere Probleme zu lösen. Jetzt steht erst einmal der Schutz der Gesundheit an erster Stelle. Und die Freude wird um so größer sein, wenn es wieder möglich sein wird, gemeinsam zu feiern.

Welche Aufgaben haben Sie sich für Ihre Amtszeit vorgenommen?

Im Moment wird die vordringliche Aufgabe sein, sich in den Gemeinden an eine „neue Normalität“ zu gewöhnen. Vielleicht wird diese länger dauern, als wir jetzt damit rechnen. Gern möchte ich dazu anregen, dass die vielen kirchlichen Beiträge im Internet zumindest teilweise weiter laufen. Gerade diese Aufgabe, nämlich die kirchliche Präsenz auch in den modernen Medien zu stärken, hatte ich mir ohnehin vorgenommen. Dies vollzieht sich jetzt notgedrungen in einem unglaublichen Tempo. Kirche erfindet sich da gerade ein Stück weit neu und ich bin begeistert vom Engagement und von der Kreativität der Kollegen/-innen, aber auch von dem Mut, der durchaus mit dazu gehört.

Ursprünglich hatte ich natürlich noch viele andere Themen vor Augen, die jetzt über die aktuelle Diskussion auch nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Nur einige Beispiele: Der Schutz des Klimas, kirchlich als „Bewahrung der Schöpfung“ im Blick, muss weiter vorangetrieben werden; auf soziale Ungerechtigkeiten ist immer wieder neu hinzuweisen, damit mehr Gerechtigkeit verwirklicht werden kann; der Einsatz für Geflüchtete und deren Integration ist ein Gebot der Nächstenliebe und weiterhin ganz oben auf der Tagesordnung.

Und dann steht Kirche als Institution ja auch vor der Herausforderung, verträgliche Wege zu finden, mit den schwindenden finanziellen und personellen Ressourcen umzugehen. Da werden durchaus schmerzliche Einschnitte auf uns zukommen und gut ge- und erklärt werden müssen.

Welche positive Botschaft geben Sie Menschen in diesen besonderen Zeiten mit auf den Weg?

Das Osterfest hat für mich in der letzten Zeit noch einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen. Die Nachricht, dass es eine Auferstehung geben wird, erhält in diesen Wochen einen ungewohnten, stärker diesseitigen Aspekt. Ich bin davon überzeugt, dass Auferstehung letztlich noch mehr meint als ein Leben nach dem Tod und eben auch mitten im Hier und Jetzt immer wieder geschieht – dass es somit auch eine „Auferstehung“ unseres gesellschaftlichen Lebens geben wird. Wir dürfen darauf vertrauen, dass uns Gott als unser guter Hirte auch durch diese schwierige Zeit, durch das finstere Tal – wie es in Psalm 23 heißt – hindurchführen wird; wieder zurück zur ganzen Buntheit und Fülle des Lebens.  

Foto: Die Übergabe der Amtsurkunde durch Präses Dr. h.c. Annette Kurschus