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Die Stiftskirche Fröndenberg wurde ab 1230 als Klosterkirche eines Zisterzienserinnenklosters gebaut. Sie war von Anfang an mit dem märkischen Grafengeschlecht von Altena verbunden und wurde als Grabeskirche genutzt. Das Kirchenschiff selber wurde damals vom „normalen“ Volk genutzt. Der Bereich unter der Empore wurde lange als eine Art Krypta ausgewiesen. Hier fanden z.B. einige Grafen von der Mark, aber auch Äbtissinnen ihre letzte Ruhestätte (z.B. Graf Otto – 1262, Graf Engelbert – 1391). Nach gut 200 Jahren Klostertätigkeit wurden die Klosterregeln allmählich aufgegeben. Die Einrichtung wurde zu einer Versorgungsstätte für Töchter des südwestfälischen Hochadels. Der Marienaltar im Seitenschiff der Stiftskirche ist in seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen. Er ist um 1400 entstanden und wird Konrad von Soest zugeschrieben. Er erzählt einen Marienzyklus und setzt damit kirchliche Legendenbildung und biblisches Material in Farbe um. Der Reichsadler auf dem Altar mit den Initialen FR für Friedericus Rex (Preußenkönig Friedrich) erinnert an die Fürsorgeflicht Preußens gegenüber der Stiftskirche seit der Säkularisation von 1803. Die Kirche gehört bis heute dem Land Nordrhein-Westfalen in der preußischen Rechtsnachfolge.

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Archiv

01. Juni 2018

Monatsandacht Juni: M.C. Eschers Schwarz-Weiß-Malerei

M.C. Escher Circle Limit IV (Heaven and Hell) / Rechte: wikiart.org - fair use (Klicken zum vergrößern)

Wir feiern einen runden Geburtstag. Im Jahr 1818 wurde der Kirchenkreis Unna gegründet. Das nehmen wir zum Anlass, in jedem Monat einen Blick auf Jubiläen und Geburtstage zu werfen. Das können Personen, Erfindungen oder Ereignisse sein. Nicht immer sind es runde Jubiläen, aber immer stehen sie auch in einem Zusammenhang zu uns oder unserer Arbeit. In diesem Monat ist es der Geburtstag von M. C. Escher.

Von meinem Schreibtisch aus blicke ich jeden Tag auf dieses Bild. Eine Postkarte, eine Grafik, eingerahmt, hängt an der Wand schräg über meinem Arbeitsplatz. Sie erinnert mich an meine Zeit in Den Haag, wo ich ein Jahr gelebt und als Auslandsvikarin gearbeitet habe. Auf dem Weg zur deutschen evangelischen Kirche bin ich fast tagtäglich über die imposante Alleestraße „Lange Voorhout“ mit dem Fahrrad gefahren, an dessen Seite das ehemalige Palais der Königin Emma aus dem 18. Jahrhundert steht. Heute beherbergt das Palais das Escher-Museum mit den Werken des niederländischen grafischen Künstlers M. C. Escher. Am 17. Juni wäre Escher 120 Jahre alt geworden.

Maurits Cornelis Eschers Werk lässt sich in keine der klassischen Schubladen der Themen der Kunst einordnen. Seine Grafiken und Bilder setzen sich mit perspektivischen Unmöglichkeiten und optischen Täuschungen auseinander, illustrieren oft auch mathematischen Themen und Problemstellungen der Wissenschaft. Eschers Werk beinhaltet auch einige religiöse Motive, dennoch hat er selber keinen besonders kirchlichen oder christlichen Hintergrund gehabt. Eher war er amüsiert darüber, wenn Menschen ihm schrieben, was sie alles in seine Werke hineininterpretierten. Als die Nazis aber seinen Lehrer Samuel Jessurun de Mesquita deportierten und in Auschwitz ermordeten, setzte er sich für seine jüdischen Freunde ein und rettete einen Großteil des Werkes seines Lehrers.

Mein Bild über dem Schreibtisch ist ganz in schwarz und weiß gehalten. Ein Kreis gefüllt mit immer wieder genau zwei Figuren, die einander ergänzen bzw. genau ineinander passen. Metamorphosen oder auch Flächenmuster wird diese Art der Grafik genannt. Die verwendeten Figuren verwandeln sich. Von schwarz zu weiß, von gut zu böse, vom Engel zum Teufel. Dabei sind die Teufelchen, die Fledermäuse oder Vampire mit ihrem tiefen schwarz auf den ersten Blick sehr dominant und präsent in diesem Bild. Erst auf den zweiten Blick sieht man, wie diese Teufelchen umgeben sind von weißen Wesen mit Flügeln, von Engeln. Himmel und Hölle, oben und unten, Sünde und Unschuld, Gottesnähe und Gottesferne auf diesem Bild ergeben sie ein Ganzes, ergänzen sich, sind jeweils voneinander umgeben. Mir macht dieses Bild auf seine entgegengesetzte Weise immer wieder klar: Das eine kann nur durch das andere existieren. Der Himmel ist nur himmlisch, das Paradies nur paradiesisch, das Gute nur gut, sofern es dazu auch einen Gegenpol gibt. Ohne diesen düsteren Gegenpol wäre alles gleich und eintönig. Gutes könnten wir nicht mehr wertschätzen. Träume und Wünsche würden nicht mehr existieren. Nur in der Abgrenzung zum anderen können wir die Dinge einordnen. Wo Licht ist, ist immer auch Schatten. Natürlich gibt es nicht nur schwarz und weiß, gut und böse, sondern auch noch viele Graustufen dazwischen. Das ist auch gut so. Schwarz-weiß-Malerei ist gerade in diesen Zeiten, in denen Populismus und Antisemitismus wieder salonfähig werden, gefährlich. Dennoch erinnert mich die Grafik von Escher daran, das Leben zu genießen, die guten, die schönen Momente wertzuschätzen, für die schlechteren und schwereren Stunden, die immer auch im Leben kommen.

Ihre
Kristin Zimmermann
Pfarrerin aus Fröndenberg

  • Alle "Jubiläums-Andachten" im Geburtstagsjahr des Kirchenkreises gibt es hier.