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Die Stiftskirche Fröndenberg wurde ab 1230 als Klosterkirche eines Zisterzienserinnenklosters gebaut. Sie war von Anfang an mit dem märkischen Grafengeschlecht von Altena verbunden und wurde als Grabeskirche genutzt. Das Kirchenschiff selber wurde damals vom „normalen“ Volk genutzt. Der Bereich unter der Empore wurde lange als eine Art Krypta ausgewiesen. Hier fanden z.B. einige Grafen von der Mark, aber auch Äbtissinnen ihre letzte Ruhestätte (z.B. Graf Otto – 1262, Graf Engelbert – 1391). Nach gut 200 Jahren Klostertätigkeit wurden die Klosterregeln allmählich aufgegeben. Die Einrichtung wurde zu einer Versorgungsstätte für Töchter des südwestfälischen Hochadels. Der Marienaltar im Seitenschiff der Stiftskirche ist in seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen. Er ist um 1400 entstanden und wird Konrad von Soest zugeschrieben. Er erzählt einen Marienzyklus und setzt damit kirchliche Legendenbildung und biblisches Material in Farbe um. Der Reichsadler auf dem Altar mit den Initialen FR für Friedericus Rex (Preußenkönig Friedrich) erinnert an die Fürsorgeflicht Preußens gegenüber der Stiftskirche seit der Säkularisation von 1803. Die Kirche gehört bis heute dem Land Nordrhein-Westfalen in der preußischen Rechtsnachfolge.

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Archiv

02. November 2017

Wir müssen uns nicht verstecken

Superintendent Hans-Martin Böcker auf dem Kreiskirchentag mit Martin als Puppe und Luftballon

Superintendent Hans-Martin Böcker blickt auf das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ zurück

Mit dem Reformationstag ging auch der Veranstaltungsreigen im Ev. Kirchenkreis Unna zu Ende. Wohl über 200 einzelne Termine gab es in den Gemeinden und überregional. Zeit für einen Rückblick: was war gelungen, was wirkt nach? Dazu ein Interview mit Superintendent Hans-Martin Böcker.

Herr Superintendent Böcker, was war Ihr persönliches Highlight in 2017?
Ganz ohne Zweifel der Kreiskirchentag im Kurpark Unna. Da stimmte einfach alles. Vom musikalisch und inhaltlich anspruchsvollen Gottesdienst bis hin zum Bühnenprogramm und zu den Stationen mit den zahlreichen Ständen. Die Idee mit den Varianten zum Motto „Einfach frei“ war einfach grandios.  Zeugnis einer reformatorischen Kirche in all ihrer Vielfalt. Ich hab nur lachende und zufriedene Gesichter gesehen. Man spürte eine Stimmung und einen Geist, den ich mir in unserer Kirche immer wünschte. 

Worin lag im Kirchenkreis Unna der besondere Reiz bei den Veranstaltungen zum Reformationsjahr?
Was mich besonders beeindruckt hat, war neben dem Kreiskirchentag die Vielfalt der Veranstaltungen und Aktionen in den Gemeinden. Da gab es einen Luthergarten, zahlreiche Auftritte von Käthe und Martin, hochtheologische Vorträge und gehaltvolle Musik. Da pilgerten und fuhren Menschen zu den Lutherstätten, da wurde in Gemeinden die Bibel öffentlich vollständig vorgelesen. Da wurde gegessen wie bei Luthers und die Kernbotschaft der Reformation handgreiflich vermittelt.

Vielfach geschah das auch ökumenisch. Immer wieder konnte man den je eigenen Zugang einer Gemeinde zur Reformation erleben.

So etwa beim 60. Jubiläum des Martin- Luther-Hauses in Weddinghofen, wo man Thesen an eine Tür schlagen konnte.

Hat die Beschäftigung mit der Reformation für den Kirchenkreis neben einem bunten Programm auch perspektivisch etwas ausgetragen?
Das bleibt zu hoffen. Ich war erstaunt und überrascht über das Engagement in den Gemeinden. So was fällt nicht vom Himmel. Ich hoffe und ich wünsche, dass diese starke Motivation im Blick auf unser protestantisches Erbe weiterträgt. Was ich weiß:

Die Beschäftigung mit Luther und seiner Botschaft hat viele Menschen nicht unberührt gelassen hat.

Dass sie die Errungenschaften der Reformation mit ganz anderen Augen sehen. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass Luther die Grundschulen für Mädchen und die erste Krankenversicherung auf europäischen Boden eingeführt hat.

Können Sie noch Lutherfiguren sehen? Macht das Jahr noch Spaß?
Manchmal stellt sich schon eine gewisse Ermüdung ein. Dann aber gibt es wieder unverhofft  ganz neue Zugänge zu Luther und der Reformation. Wie etwa beim Besuch mit dem Pfarrkollegium in der Ausstellung im Kloster Dahlheim, wo insbesondere seine Schattenseiten, der Umgang mit ihm in Preußen, im Kaiserreich, im Dritten Reich und in der ehemaligen DDR beeindruckten. Die Kunststofffiguren in jeder Wittenberger Gaststätte erfreuen mich immer wieder. Und meiner kleinen Lutherbüste im Bücherschrank werde ich nicht überdrüssig.  

Wie viel Kircheninternes  und wie viel Weltoffenes war denn nun im Jubiläum? Haben wir uns nur mit uns selbst beschäftigt?
In der Tat hatte man bei nicht wenigen Veranstaltungen und Aktionen den Eindruck, dass dort fast ausschließlich die mit der Kirche „Hochverbundenen“ anwesend waren. Das gilt auch für den Kreiskirchentag, auch wenn die Eine oder der Andere beim Schlendern durch den Kurpark sicherlich beeindruckt war von der bunten Vielfalt der Kirche. Weltoffenheit habe ich erlebt in den Kontakten  mit Politik und Kommunen und Menschen aus Tansania, Siebenbürgen oder Weißrussland. Nichtsdestotrotz, für Viele in unserem Land sind die Fragen und Themen der Reformation heute nicht mehr vermittelbar. Und

wir müssen aufpassen, dass wir die Lebenswelt der Menschen um uns herum wahrnehmen

und daran anknüpfen.  

Welchen Wunsch oder welchen Auftrag leiten Sie aus dem Reformationsjahr für die Kirche, für den Kirchenkreis ab?
„Ecclesia semper reformanda“. Das ist der Auftrag der Reformatoren an uns. Erneuerung der Kirche bedeutet nicht, dem Zeitgeist hinterher zu hecheln. Erneuerung meint, immer wieder an der Wirklichkeit von Menschen anzuknüpfen, sie in ihrem Lebensstil mit all ihren Themen und Problemen ernst zu nehmen.  Das geschieht in unserem Kirchenkreis vielfältig. Ich wünschte mir, dass all das, was im Namen und im Auftrag unserer evangelischen Kirche geschieht, auch so in unserer Gesellschaft wahrgenommen wird. Wir müssen uns nicht verstecken, denn die reformatorische Botschaft ist aktueller denn je.  Außerdem wünsche ich mir immer wieder Aufbruch­stimmung unter den Protestanten.