Informationen
zum Hintergrund-
bild - bitte klicken
Sie hier.

Im Bild

Die Margaretenkirche in Kamen- Methler ist eine spätromanische Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert. Sie steht mitten im Ortsteil umgeben von Fachwerkhäusern und umrahmt mit dem gegenüber liegenden Lutherhaus (Gemeindehaus) den Lutherplatz. Wertvolle Fresken schmücken den Altarraum. Die Kirchenfenster sind in den 90er Jahren erneuert worden und wurden vom norddeutschen Künstler Siegfried Assmann entworfen. Öffnungszeiten: Mittwochs von 15 bis 17.30 und sonntags von 15 bis 17 Uhr Anschrift: Lutherplatz, 59174 Kamen

Zurück zur Seite

Archiv

20. September 2016

Als Muslima gleichberechtigt leben

Rabeya Müller im Frauensalon Unna

Rabeya Müller im Frauensalon

Als Muslima und trotzdem gleichberechtigt leben – was für uns wie ein Widerspruch klingt, ist für Rabeya Müller selbstverständlich. Denn, so die Islamwissenschaftlerin, der Koran sein in seinem innersten Verständnis nach eine Schrift ist, die die Gleichheit der Menschen betone. Im Unnaer Frauensalon erläutert sie den etwa 50 Frauen, dass Vieles, was heute als muslimische Glaubensüberzeugung vertreten wird, nicht im Koran stehe, sondern traditionelle Überlieferung sei.

Sie erklärt den Unterschied zwischen Koran und Tradition an mehreren Beispielen. Ein bekanntes Thema ist die angelbliche Nachordnung der Frau, weil sie aus der Rippe Adams geschaffen sei. Dies sei aber die Tradition. Im Koran steht in der 4, Sure, dass Gott die Menschen aus einem einzigen Wesen erschaffen hat. Aus diesem Wesen schuf Gott eine Gattin, wörtlich sogar „ihre Gattin“. Wichtig ist an dieser Stelle nicht die Stellung der Menschen untereinander, sondern vielmehr das Verhältnis des Menschen zum Schöpfer.

Feministische Theologie sucht Ursprung

So wie im Christentum feministische Theologinnen immer wieder auf die ursprünglichen biblischen Texte, möglichst in ihrer ursprünglichen Sprache zurück greifen, um Gemeintes von Überlieferung und Tradition zu trennen, legen auch muslimische feministische Theologinnen Wert darauf, dass der Koran grundlegend sei. Im Koran ist vieles festgelegt, was die Gleichberechtigung von Mann und Frau erklärt. In den Gemeinden allerdings spielen Traditionen eine große Rolle. Traditionell ist der Islam in einer patriarchalen Gesellschaft entstanden (wie auch das Christentum). Vieles, was das Glaubensleben ausmacht, spiegelt patriarchale Strukturen. Daher ist es immer wieder wichtig, auf die Rolle der Tradition hinzuweisen und die Aussagen des Koran zu betonen.

Rabeya Müller erklärte im Frauensalon den ca. 50 Frauen nicht nur die feministische Theologie im Islam, sondern erläuterte auch die unterschiedlichen Strukturen, die uns hier in Deutschland begegnen. In Unna ist die islamische Moschee eine Ditib-Moschee. Der Verband „Ditib“ ist eng verbunden mit dem türkischen Religionsministerium. Ditib und andere Verbände vertreten aber nur 20% der in Deutschland lebenden Muslime. Daneben bestehen viele unabhängige muslimische Gemeinden, wie z.B. die Liberale muslimische Gemeinde Rheinland.

Die Besucherinnen im Frauensalon waren erstaunt von einem ganz neuen Blick in die muslimische Religion. Rabeya Müller beeindruckte durch ihre theologisch fundierten Argumentationen.

Zur Person

Rabeya Müller ist Islamwissenschaftlerin, hat lange das Institut für Interreligiöse Didaktik in Köln geleitet, arbeitet jetzt als Bildungsreferentin beim Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung in Köln und engagiert sich ehrenamtlich als Imamin in der Liberalen Muslimischen Gemeinde Rheinland. Das Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung arbeitet über sämtliche Grenzen und Verbände hinweg für eine frauenzentrierte Arbeit. Geschlechtergerechtes Denken, solidarische und konsequente Lösungsansätze für Probleme muslimischer Frauen stehen neben der Arbeit mit dem Koran im Mittelpunkt der Arbeit.