Informationen
zum Hintergrund-
bild - bitte klicken
Sie hier.

Im Bild

Christuskirche - Die denkmalgeschützte Kirche mit Merkmalen des Jugendstils wurde 1905 eingeweiht. Das ideelle Konzept der Ausrichtung auf das Wort wurde mit der zentralen Ausrichtung des Altars, der Kanzel und der Orgel- und Chorempore umgesetzt. Bemerkenswert sind die reichen frolaen Ausmalungen in der Kirche bis hin zu Kirchturmspitze. Die Christuskirche steht direkt am Kurpark, dem Zentrum des ehemaligen Heil- und Kurortes "Bad Königsborn", der dies der salzhaltigen Sole zu verdanken hatte. Anschrift: Friedirch-Ebert-Str. 88, 59425 Unna

Zurück zur Seite

Archiv

31. Juli 2015

Bildandacht: "Ich-bin-Worte" im Fenster

Das Auferstehungsfenster in der Ev. Kirche in Bausenhagen - eines von sieben Fenstern des Künstlers Andreas Felger zu den "Ich-bin-Worten" Jesu.

Sonntagmorgen, 9.30 Uhr. Gottesdienst in der evangelischen Dorfkirche Bausenhagen. Ich sitze – wider alle Pälzer Tradition – in einer der vorderen Bänke, weil es da nämlich am Rücken nicht so kühl wird.

Der Gottesdienst nimmt seinen ungestörten Lauf. Während der Predigt bedeutet die vierte Reihe beim Blick auf die Kanzel, fast wie im Kino, Rasierplatz. Daher schweift mein Blick nackenschonend durch die kleine, über 800 Jahre alte Kirche. Das dicke Gemäuer vermittelt Geborgenheit, Überschaubarkeit. Mächtige Wände lassen nichts durch. Sie sind Schutz und Halt zugleich. Aber das Licht des frühen Vormittags findet dennoch Einlass in die Kirche. Erste Strahlen der noch tief stehenden Sonne bahnen sich ihren Weg durch die hohen Fenster an der Ost- und Südostseite. Das bunte Glas sorgt für faszinierende Effekte auf dem weißen Putz der gegenüberliegenden Mauern.

Ich-bin-Worte

Andreas Felger, geb. 1935, freischaffender Künstler, hat auf den Höhen des Haarstrangs etwas ganz Besonderes geschaffen: Nicht nur, dass er die Dorfkirche im Rahmen ihrer Komplettrenovierung 1997 mit dringend nötigen, modernen Fenstern versehen hat. Er hat zudem eine Reihe von „Ich bin“-Worten Jesu aus dem Johannesevangelium in beeindruckende Bilder gefasst.

Das ist ja überhaupt das Schöne an „richtigen“ Kirchenfenstern. Sie erzählen uns Geschichten aus der Bibel. Schon als Kind fand ich das toll. Hier in Bausenhagen zieht jedes der insgesamt sieben Motive den Betrachter in seinen Bann. Kräftige Farben und zugleich schlichte Formen lassen viel Spielraum für Assoziationen.

Besonders das sogenannte Auferstehungsfenster im Altarraum fesselt immer wieder meine Blicke. Wahrscheinlich, weil ich von meinem Platz aus genau darauf schauen kann. Leuchtendes Gelb und eher kühles Blau. Was stellt es eigentlich dar? Die Deutung bleibt jedem Einzelnen überlassen.

Manchmal sehe ich einfach eine Sonne als hervorstechendes Element. An anderen Tagen, es hängt wohl auch mit dem je nach Wetter unterschiedlichen Lichteinfall zusammen, erkenne ich im Vordergrund eine angedeutete menschliche Gestalt in der Haltung des Gekreuzigten. Oder den Gekreuzigten selbst? Nur der Künstler könnte uns sagen, wen oder was er darstellen wollte. Und ob wir mit unseren Augen exakt dasselbe wahrnehmen, ist noch die Frage.

So sitze ich in der Dorfkirche und höre die Predigt. Gleichzeitig sehe ich die Fenster, die Andreas Felger, so sagt er, ebenfalls als Predigten versteht. Ohren und Augen werden im selben Moment angesprochen. Ein intensives Gefühl.

Blick nach oben

Am Ende des Gottesdienstes richtet sich mein Blick nach oben. Über dem Altar als zentralem Punkt des Chorraums befindet sich eine weitere Kostbarkeit in diesem überraschenden Gotteshaus: Wo die Kreuzgrate des historischen Deckengewölbes aufeinandertreffen, entdecken wir ein wunderbares Deckenfresko. Vermutlich ist es nahezu so alt wie die Kirche selbst. Mit seiner in diesen Breiten höchst seltenen Ikonenstruktur begeistert es nicht nur die Fachwelt.

Und so schließt sich der Jahrtausende alte Kreis von Bild und Bibel. Beide ergänzen sich gegenseitig auf erstaunliche und faszinierende Weise.

Probieren Sie das doch auch mal aus! In der evangelischen Dorfkirche Bausenhagen oder in einem der unzähligen schönen, schlichten, alten, neuen Gotteshäuser, die unseren Augen, unserem Kopf und unserer Seele Nahrung geben.

Sibylle Weber

  • Andacht zum Themenjahr "Bild und Bibel".
    Weitere Andachten aus der Reihe hier
  • Die Gemeinde plant, mit einem achten Fenster ("Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben") die Fensterreihe zu komplettieren. Weitere Informationen hier