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Im Bild

Die Johanneskirche in Frömern ist eine der ältesten Kirchen im Kirchenkreis: der Westturm stammt noch vom ersten nachweisbaren Kirchenbau aus romanischer Zeit (12. Jahrhundert). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt die Turmhalle eine 60 cm starke Kuppel mit längsrechteckigem Grundriß. Bei der ursprünglichen romanischen Kirche handelte es sich um einen einschiffigen, zweijochigen Saalbau (7,88 x 12,76 Meter) mit halbrunder Apsis, wie man bei Grabungen während des Neubaus im 19. Jahrhundert feststellte. Die erhöht liegende Kirche war von einem Friedhof umgeben, der 1682 eine umlaufende Mauer besaß. Die Mauer und die meisten Grabsteine sind heute entfernt. Das Turmportal wurde 1876 beim Neubau vollständig erneuert. Nach dem Turmbrand 1761 bei der Schlacht von Vellinghausen wurde ein neuer spitzer 25,50 m hoher Turmhelm errichtet und die zwei über Eck gestellten Strebepfeiler hinzugefügt.

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Archiv

15. Februar 2015

Bildandacht: Das störende Kreuz

Wenn man das Martin-Luther-Zentrum in Bergkamen-Oberaden betritt, so beherrscht dieses Bild das Eingangsforum. Es wurde ca. 1960 angefertigt als Glasfenster über dem Altar des neu errichteten Dietrich-Bonhoeffer-Hauses, auf das die gottesdienstlich versammelte Gemeinde während des Gottesdienstes schaute. Mit dem Abriss des Bonhoefferhauses stand die Kirchengemeinde vor der Frage, wie sie mit dem Bild umgehen sollte. Eine Wand zum Einbauen fand sich nicht, so wurde das Glasfenster in einen Holzrahmen eingebaut mit einer Beleuchtung von hinten und im Lutherzentrum integriert.

Eine Begegnung

Das Bild eines nicht mehr bekannten Künstlers macht irgendwie den Eindruck naiver Kunst und enthält gleichzeitig Elemente  klassischer Formen- und Farbensprache. Vor einer rot gekleideten Gestalt kniet eine andere in brauner Kleidung. Die Szene lässt an manche Begegnungen denken, die von Jesus überliefert sind: Jairus fällt vor Jesus nieder und bittet für seine todkranke Tochter, (Mt. 9,18),  der reiche Jüngling kniet vor Jesus (Mk. 10,17), oder ein Aussätziger (Mk. 1,40), die Mutter von Johannes und Jakobus (Mt 20,20), die von Blutfluss geheilte Frau (Mk. 5,33) oder die Jünger selber (Mt 14,33; Mt 28,9). Vielleicht hat der unbekannte Künstler z.B. bei Rembrandt Anleihen gemacht, der so - auch mit der gleichen Farbwahl - die Rückkehr des verlorenen Sohnes darstellt, obwohl im Bibeltext nichts von einem Niederknien des Sohnes erwähnt wird (Lk. 15,20).

Es fällt auf, dass die Jesusgestalt auf dem Glasfenster der knienden Gestalt unter die Arme greift und im Begriff ist, sie aufzurichten. Im nächsten Augenblick werden sie sich auf Augenhöhe begegnen. Was auch immer die kniende Gestalt belastet hat, sie kann sich der liebenden Zuwendung von Jesus sicher sein. Vielleicht folgt ja, was in dem oben erwähnten Gleichnis erwähnt wird: "Er fällt ihm um den Hals und küsst ihn"

Die Farbensprache

Mich persönlich hat immer die Farbensprache des Bildes beeindruckt. Das rote Gewand von Jesus betont die Liebe, mit der er den Menschen begegnet. Die kniende Gestalt ist einer wie wir, braun gekleidet in der Farbe der Erde, nichts Hohes, sondern ganz kreatürlich, ein Adam eben, der aus der Erde erschaffen worden ist (1. Mose 2,7), dessen Leben nach dem Sündenfall von wie immer gearteter Mühe geprägt ist. (1. Mose 3)

Der Hintergrund des Bildes ist violett gehalten, bis auf eine große Sonne, die einem Heiligenschein ähnelt, aber als solcher leicht "verrutscht" ist, denn der Kopf von Jesus überragt diese Sonne, in die er den Knienden zieht. Vom Kirchejahr kennen wir das violett als Farbe der Umkehr und Buße. Diese Bild will also zur Umkehr ermutigen und unterstreicht die Verheißung, die der Umkehr gegeben ist.  "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!" (Mt. 3,2). Die kniende Gestalt hat in den Augenblick, als sie sich an Jesus wandte das Licht der Sonne berührt und sie wird sozusagen von Jesus weiter in das Licht hineingezogen, in das Himmelreich.

Das gelb der Sonne ist nicht eigentlich gelb, sondern golden, mangels einer geeigneteren Möglichkeit der Darstellung. Gold steht für das Unvergängliche, für die Ewigkeit, es nimmt die christliche Eschatologie mit in die Darstellung und unterstreicht das Bekenntnis der Gemeinde "Ich glaube an das ewige Leben."

Das Kreuz stört

Dieses "schöne" Bild wird jedoch empfindlich gestört durch ein großes Kreuz, hinter dem sich die ganze Szene abspielt. Hinter diesem Kreuz verblassen alle Farben, selbst das leuchtende ewige Gold. Auch das Licht der Sonne kann dieses Kreuz nicht erhellen. Es bleibt farblos grau.

Das Kreuz kann ästhetisch nichts anderes bewirken als zu stören, aber ohne das Kreuz ist nichts zu haben, von dem was das Bild aussagt. Es bleibt in diesem Bild ein großes Ärgernis und stellt die Betrachtenden vor die Frage, wie sie sich zu dem Kreuz verhalten. Müssen sie sich daran ärgern oder können sie darin die Kraft Gottes für ihr Leben erfahren. (1. Kor 1,18).

Reinhard Chudaska
Pfarrer der Ev. Martin-Luther-Kirchengemeinde Bergkamen

 

Andachtsreihe zum Jahresthema "Gottes Wort. Bild. Bibel" mit Andachten zu Kunstwerken im Kirchenkreis hier