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Die Stiftskirche Fröndenberg wurde ab 1230 als Klosterkirche eines Zisterzienserinnenklosters gebaut. Sie war von Anfang an mit dem märkischen Grafengeschlecht von Altena verbunden und wurde als Grabeskirche genutzt. Das Kirchenschiff selber wurde damals vom „normalen“ Volk genutzt. Der Bereich unter der Empore wurde lange als eine Art Krypta ausgewiesen. Hier fanden z.B. einige Grafen von der Mark, aber auch Äbtissinnen ihre letzte Ruhestätte (z.B. Graf Otto – 1262, Graf Engelbert – 1391). Nach gut 200 Jahren Klostertätigkeit wurden die Klosterregeln allmählich aufgegeben. Die Einrichtung wurde zu einer Versorgungsstätte für Töchter des südwestfälischen Hochadels. Der Marienaltar im Seitenschiff der Stiftskirche ist in seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen. Er ist um 1400 entstanden und wird Konrad von Soest zugeschrieben. Er erzählt einen Marienzyklus und setzt damit kirchliche Legendenbildung und biblisches Material in Farbe um. Der Reichsadler auf dem Altar mit den Initialen FR für Friedericus Rex (Preußenkönig Friedrich) erinnert an die Fürsorgeflicht Preußens gegenüber der Stiftskirche seit der Säkularisation von 1803. Die Kirche gehört bis heute dem Land Nordrhein-Westfalen in der preußischen Rechtsnachfolge.

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Archiv

08. Mai 2009

"Es wolt uns Gott gnedig sein"

Ausstellungen in der Ev. Stadtkirche und im Hellweg-Museum in Unna UNNA.   Ein Schmunzeln ging durch die Reihen der Stadtkirche, als Altpfarrer Jürgen Düsberg in seiner unnachahmlich intensiven Weise es auf seine Art auf den Punkt brachte: "Die Obama-Manie war schon 1559 in Unna angekommen". Anlass: Ausstellungsvernissage zu 450 Jahren Reformation in Unna. In ebenderselben Stadtkirche, dem Hauptversammlungsort des Hellweg-Städtchens, hatte dazumal ein buntes Treiben geherrscht. Düsberg: "Da gab es auch Missstände, die nach Reform riefen" - ähnlich eindeutig "wie heute die Klima-Missstände". Luther und seine Gefolgsleute, in Unna Kaplan Everhart Wortmann, der in der Kölner Uni den Reformationswind geatmet hatte, hätten Demutsgesten wie das Bekreuzigen und Niederknien abgeschafft zugunsten der aufrechten Haltung, in der ein Christ Gott gegenübertreten und seinen Glauben bekennen dürfe. "Das stärkte die Menschen - da war die Obamamanie in Unna angekommen!" Dazu der Gesang in deutscher Sprache - dies auch eine besondere Stärke von Everhart Wortmann, der zu Ostern 1559 erstmalig "Es wolt uns Gott gnedig sein" anstimmen ließ. Mit der Leiterin des mit veranstaltenden Unnaer Hellweg-Museums, Frau Stephan-Maaser, war Theologe Düsberg einer Meinung, dass der Mangel an Bild- und Wortmaterial zur Unnaer Reformation - von Everhart Wortmann gibt es kein einziges Portrait - zwar bedauerlich, aber schließlich verkraftbar sei: das Entscheidende sei für die Menschen Wort und Gesang in deutscher Sprache gewesen. Deshalb habe die Konzentration der Ausstellung auf Erbauungs-, Andachts- und Gesangbücher (in der Stadtkirche) sowie auf Bibeln in der Umgangssprache (im Hellweg-Museum) seinen tieferen Sinn. Da finden sich im Chorraum-Rund überraschende Exemplare: eine märkische Gesangbuchausgabe von 1752 angereichert mit "Gebätern" (Gebeten), freilich auch ein arisch-gereinigtes "deutschchristliches Gesangbuch" von 1941. Das allererste Gesangbuch der Grafschaft Mark kommt aus einer Unnaer Druck-Manufaktur. Zu Recht betont: Gesangbuch und Bibel waren durch Jahrhunderte oft der einzige stolze Buch-Besitz unzähliger Familien. Superintendentin Annette Muhr-Nelson und Unnas Bürgermeister Werner Kolter konnten eingangs fast wortgleich auf das harmonische Zusammenwirken von geistlicher und weltlicher Gemeinde in der Reformation verweisen. "Aus dem Rückblick können wir", so Kolter, "auch Erfahrungen für die Zukunft gewinnen - auch für Zeiten von Rückschlägen". Die Reformations-Ausstellung ist jedenfalls ein Exempel geglückter Kooperation 2009.  Ulrich Knies