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Ev. Kirche Opherdicke: Das Bauwerk auf der Höhe des Haarstrangs stammt nicht aus einer einzigen Bauperiode, viele Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen. Das hochromanische Langhaus mit dem einzigen Seitenschiff im Norden und dem Querhaus mit Apsis im Osten entstand 1120 bis 1150. In den Jahren 1868 bis 1870 erfolgte eine Erweiterung nach Osten durch Hinzufügen eines weiteren Jochs zum Querhaus. Der quadratische Turm stammt mindestens aus dem frühen 12. Jahrhundert und hat eine Höhe von ca. 30 Metern. Von 1982 bis 1984 wurde die Ev. Kirche umfangreich saniert. Anschrift: Unnaer Straße 70, 59439 Holzwickede-Opherdicke Öffnungszeiten: April bis Oktober, dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr

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Archiv

18. März 2009

Wie konnte es geschehen?

Rathaus Unna: Auschwitz-Gedenkfeier   UNNA.   So still und so aufmerksam hat man den vollbesetzten Unnaer Ratssaal selten erlebt. Elvira Luft, Ratsfrau und Aktive der Königsborner Christuskirchengemeinde, gestand am Ende der einstündigen Gedenkfeier zur Befreiung des KZ Auschwitz, dass ihr die Sprache verschlagen habe, was da junge Menschen aus der benachbarten Gesamtschul-Oberstufe in Wort und vor allem in Szene gesetzt hatten. Beklemmung begann sich breitzumachen, als jeder zweite Besucher im Rund sich von Schwarz-Uniformierten als Brillenträger brandmarken lassen musste. Über die Einbeziehung lokaler Unnaer Geschehnisse - im März 1933 verlief der Boykott der jüdischen Geschäfte nach dem Bericht der Heimatpresse "ohne Zwischenfälle" - ging es im abgedunkelten Saal einem ergreifenden Schauspiel entgegen: die Abiturienten hatten einzeln vorzutreten, auf Geheiß ihre Brillen abzulegen, desgleichen Oberkleidung und Schuhe. Zu ekstatischen Requiem-Klängen bildete sich neben diesen drei Stapeln ein vierter Stapel  aus Menschenleibern. Dahinter die Bilder der vorgefundenen Requisiten aus Auschwitz. Dann mit der Rezitation der "Todes-Fuge" von Paul Celan zurück auf Unnaer Terrain: sämtliche Namen der Mitglieder der Unnaer jüdischen Gemeinde, die die Nazis ermordeten, erschienen im 3-Sekunden-Rhythmus auf der Leinwand, quälende siebeneinhalb Minuten lang, bis zur abschließenden Familie Zivi, 146 Unnaer umgebrachte Mitbürger. Im Rap-Song des Musikkurses des 11. Jahrgangs "Wie konnte es geschehen?", schlugen die Gesamtschüler den Bogen auch in die Gegenwart. Jüngste braune Schmierereien etwa auf den unlängst eingelassenen "Stolpersteinen", die am Alten Markt an die jüdischen Familien Marx und Wolf erinnerten, hatten aktuell werden lassen, wie nötig das Erinnern bleibt, zu welchem Vize-Bürgermeister Wilfried Bartmann aufgerufen hatte. "Dieser Rap mit dem Refrain 'Wir haben gelernt' hat mir Mut gemacht", äußerte beeindruckt die Vorsitzende der neuen jüdischen Gemeinde Unnas, Alexandra Khariakova. Ulrich Knies