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Ev. Kirche Opherdicke: Das Bauwerk auf der Höhe des Haarstrangs stammt nicht aus einer einzigen Bauperiode, viele Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen. Das hochromanische Langhaus mit dem einzigen Seitenschiff im Norden und dem Querhaus mit Apsis im Osten entstand 1120 bis 1150. In den Jahren 1868 bis 1870 erfolgte eine Erweiterung nach Osten durch Hinzufügen eines weiteren Jochs zum Querhaus. Der quadratische Turm stammt mindestens aus dem frühen 12. Jahrhundert und hat eine Höhe von ca. 30 Metern. Von 1982 bis 1984 wurde die Ev. Kirche umfangreich saniert. Anschrift: Unnaer Straße 70, 59439 Holzwickede-Opherdicke Öffnungszeiten: April bis Oktober, dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr

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Archiv

21. Juni 2007

Eine Kirche aus Zucker

Gefängnis: Besuchsgruppe aus Hemmerde trägt ihre christlichenIdeale auch in die JVA

UNNA-HEMMERDE - Alfons Mayer (Foto) ist 48 Jahre alt. Ein Jahr seines Lebens hat er an der Kirche gebaut. Nicht Zuhause im heimischen Keller sondern in der JVA Werl, in der er die vergangenen acht Jahre verbracht hat. Angefangen hat er mit einer kleinen Modellkirche der Werler Basilika während der Ausbildung zum Bäcker und Konditor in der JVA: "Aus Zuckerplatten haben wir die gebaut, damit war ich nicht wirklich zufrieden", sagt Alfons Mayer. Nachdem die Basilika Jahre später einen würdigeren Nachbau gefunden hatte, wartete die neue Aufgabe. Die evangelische Dorfkirche aus Hemmerde sollte es sein im Maßstab 1:50 und wie die beiden Vorgänger: ganz aus Zucker. 600 Zuckerwürfel und etwa 150 Arbeitsstunden später ist das Modell vor einigen Wochen fertig geworden. Maßstabsgetreu mit allen Details des Originals wie dem kleinen Dach über der Stundenglocke der Turmuhr. Bruchsteinfassade und Dachziegel sind aus einer mit Lebensmittelfarbe gefärbten Mischung aus Gelatine und Puderzucker gemacht, die Transparenten Fenster aus geschmolzenem Zucker. Alles aus Zucker eben. Auf die Frage nach der Haltbarkeit seines Modells aber lacht Alfons Mayer: "Da ist so viel Fruchtsäure drin, da kann nichts passieren." Die Kirche hält selbst Luftfeuchtigkeit und Hitze stand - Zucker schmilzt erst bei 150 Grad, weiß der Konditor. Warum sitzt ein 48 Jahre alter Mann in der JVA Werl und baut die Hemmerder Dorfkirche nach? Alfons Mayer ist Teilnehmer in der Besuchsgruppe der Kirchengemeinde Hemmerde-Lünern. Derzeit sind es etwa zehn Männer und Frauen, die einmal im Monat in die JVA fahren. Sie besuchen die Gefangenen, um mit ihnen zu reden. Seit etwas mehr als 20 Jahren tragen die Mitglieder dieser Gruppe damit etwas von ihrem Weltbild, ihren christlichen Idealen, regelmäßig ins Gefängnis. Nicht immer eine einfache Aufgabe, aber eine, die durch christliche Nächstenliebe motiviert ist und dem Auftrag Jesu Christi entspricht. Kirche und kirchliches Engagement - im Zusammenhang mit dem JVA Kreis ist Kirche nicht aus Zucker. "Ich sehe in erster Linie den einzelnen als Menschen", sagt Felicitas Kraushaar, die fast von Beginn an dabei ist. Und Alfons Mayer? Nach dem Sommer wird er vermutlich entlassen. "Ich habe schon eine Stelle. Als Bäcker. In Düren." Natürlich. Und was baut er als nächstes? "Die Dorfkirche in Lünern. Doppelt so groß, denn dann habe ich mehr Platz. Oder vielleicht auch den Petersdom."h. Gießelmann