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Die Hemmerder Kirche ist eine in Grünstein errichtete, einschiffige, kreuzförmige Anlage mit fünfseitigem Chor. Das Querhaus bildet dabei den ältesten Bestandteil. Es entstammt dem späten 12. Jahrhundert. Der heutige Chor wurde erst 1543 errichtet (diese Jahreszahl ist außen in Stein gehauen) und ersetzte die ürsprüngliche halbrunde Apsis. Das zweijochige Langhaus entstand in der Zeit um 1300. Im 14. Jahrhundert entstand der dreigeschossige Turm, dessen Mauern im Erdgeschoss eine Stärke von 2 Metern besitzen. Mit dem in seiner jetzigen Form im Jahr 1726 errichteten Helm erreicht der Turm eine Höhe von 29,65 Metern. Hier zu sehen ist ein kleines Seitenfenster mit dem Titel: "Der Schatz im Acker", liebevoll auch das Kartoffel-Fenster genannt.

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17. November 2006

Evangelische Frauen im Dritten Reich

Frauenhilfe stellt sich der eigenen NS-Vergangenheit  

KAMEN - Besinnliche Klezmer-Musik begrüßte jetzt die "Basis der Frauenhilfe" - die Leiterinnen und Vorstände sowie etliche Pfarrerinnen und Pfarrer - im festlich gedeckten Gemeindehaus am Schwesterngang in Kamen: der Bezirksverband der Frauenhilfen im Kirchenkreis Unna, blickte am 9. November im Rahmen eines Empfangs auf 100 Jahre "tätiger Nächstenliebe" des Landesverbandes zurück. Superintendentin Annette Muhr-Nelson und die verantwortliche Pfarrerin im westfälischen Landesverband, Angelika Weigt-Blätgen, wussten zu würdigen, was ihre Gemeinden den "zuverlässigen Frauen" zu verdanken haben. "Jubiläen sind zum Erinnern und Nachdenken da", machte die Superintendentin mit Verweis auf den wohl historischsten Tag" der deutschen Geschichte deutlich, das am 9. November 1938 Synagogen und jüdische Geschäfte brannten - der Auftakt für Gewalt und Unmenschlichkeit, die insbesondere den jüdischen Mitbürgern noch angetan wurde. Dass die Ev. Frauenhilfe Westfalen durchaus immer auch "im Spannungsfeld politischer Auseinandersetzungen" stand und steht, machte Unnas Bezirksverbandsvorsitzende Annemarie Hübbe deutlich: "Erinnerung ist nicht immer nur ganz glanzvoll", lenkte sie den Blick auf evangelische Frauen während der Nazi-Diktatur. Dazu referierte die Bochumer Historikerin und Theologin Dr. Beate von Miquel, die im Auftrag der evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (Soest) soeben ihre Forschungsergebnisse in dem Buch"Evangelische Frauen im Dritten Reich" veröffentlicht hat. Überraschend für viele der Zuhörerinnen und Zuhörer, dass sich die zuvor sehr Kaisertreuen Frauenhilfen nach zwei Jahren Nazi-Diktatur mit einer "Soester Erklärung" auf die Seite der "Bekennenden Kirche" (Niemöller, Bonhoeffer) stellten. "Kirchlich" und "national", so glaubte man, könnten friedlich nebeneinander existieren. Die Betonung und Pflege der "Mutter-Rolle" in beiden Systemen schienen genügend gemeinsame Schnittmenge zu bieten. Auch Pfarrfrauen, so fand von Miquel heraus, engagierten sich bei der NS-Frauenschaft, der auch die westfälische Frauenhilfsvorsitzende, Gräfin Ehrengard Plettenberg-Heeren, 1935 beitrat. Einige lokale Frauenhilfen wandten sich noch radikaler der Nazi-Bewegung zu und spalteten einen "deutsch-christlichen Frauendienst" ab. Unter gewissen Härten wie dem Verbot der Nutzung öffentlicher Lokale als Versammlungsstätten oder des Ausschanks von Kaffee (man schaltete listigerweise auf Kakao in den Nachmittagsversammlungen um), konnten die evangelischen Frauenhilfen ihre Existenz dennoch bis Kriegsende fortsetzen. Die zunehmend kirchenfeindliche Propaganda der Nazis, so Referentin Beate von Miquel, ließ allerdings die Mitgliederzahlen zurückgehen. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, von den Nazis zynisch als „Reichskristallnacht" verharmlost, hat freilich keine christliche Organisation zur Verteidigung der jüdischen Mitbürger aufrufen lassen, auch nicht die Frauenhilfen. Wie sie denn bis 1945 es nicht vermochten, was Präses Alfred Buß selbstkritisch in seinem Vorwort zu dem Buch hervorhebt, jenseits organisatorischer Auseinandersetzungen eine klare Position zu den ungeheuren Rasse-Vergehen der Nazis und derer generellen Missachtung von Menschenrechten zu entwickeln.  T.Nisipeanu