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Die Johanneskirche in Frömern ist eine der ältesten Kirchen im Kirchenkreis: der Westturm stammt noch vom ersten nachweisbaren Kirchenbau aus romanischer Zeit (12. Jahrhundert). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt die Turmhalle eine 60 cm starke Kuppel mit längsrechteckigem Grundriß. Bei der ursprünglichen romanischen Kirche handelte es sich um einen einschiffigen, zweijochigen Saalbau (7,88 x 12,76 Meter) mit halbrunder Apsis, wie man bei Grabungen während des Neubaus im 19. Jahrhundert feststellte. Die erhöht liegende Kirche war von einem Friedhof umgeben, der 1682 eine umlaufende Mauer besaß. Die Mauer und die meisten Grabsteine sind heute entfernt. Das Turmportal wurde 1876 beim Neubau vollständig erneuert. Nach dem Turmbrand 1761 bei der Schlacht von Vellinghausen wurde ein neuer spitzer 25,50 m hoher Turmhelm errichtet und die zwei über Eck gestellten Strebepfeiler hinzugefügt.

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01. November 2018

Monatsandacht November: Der Rufer in der Wüste

George Harrison, geb. 1934, gest. 2001

In den Jahren 1970 und 1971 ist George Harrison für kurze Zeit der Star der Stunde gewesen. Vielleicht war er der letzte Superstar der 60er Jahre, denn kultureller Wandel richtet sich nicht nach dem genauen Beginn einer Dekade. Die 60er Jahre enden deshalb musikalisch nicht am 31.12. 1969, sondern erst ein paar Jahre später als Glamrock und Disco tonangebend werden.

Dabei ist George kein Star, der sich selbst produzieren will, um im Rampenlicht zu stehen. Sein Beitrag bei den Beatles und in der Popmusik wird wahrscheinlich durch sein scheues und bescheidenes Auftraten ziemlich unterschätzt. Durch seine Riffs und Gitarrenthemen prägt er den Sound seiner Band maßgeblich. Er führt die 12saitige Gitarre in die Popmusik ein, inspiriert die Byrds und den Westcoastsound und bringt das Spiel der Slidegitarre zur Perfektion. Durch seine Freundschaft mit Ravi Shankar und seine tiefe Verbundenheit mit der indischen Kultur und der östlichen Spiritualität wird er zum Wegbereiter der Weltmusik. Sitar und andere indische Instrumente nehmen Einzug in die Musik. Er spielt wunderbare Gitarrensoli, ist aber nicht der Solist, der sich in den Vordergrund spielt, sondern stellt sich immer in den Dienst der Band, nicht nur bei den Beatles, sondern auch später.

Als Mitglied von den Beatles hatte George gegenüber seinen Bandkollegen John Lennon und Paul McCartney immer Probleme damit, seine Lieder auf einem Album platzieren zu können. Aber nach eher mäßigen Anfangsversuchen als Songschreiber verdanken wir ihm in der Zeit, als es bei den Beatles schon mächtig kriselte riesige Songs. Sein Beitrag für die letzte Phase der Karriere der Liverpooler Band sind While My Guitar Gently Sweeps, Here Comes The Sun und Something. Besser kann man einen musikalischen Lebensabschnitt nicht beenden, auf dem Höhepunkt der Kreativität. Und dann gab es noch einen ganzen Fundus an seinen Songs, die es nicht auf ein Beatlesalbum geschafft hatten. Aus der Fülle des angestauten Materials veröffentlichte er das Album All Things Must Pass, das erste dreifach Album der Rockgeschichte, das wochenlang die internationalen Charts dominierte, unterstützt von seinem Superhit My Sweet Lord. Während nach dem Zerbrechen der Beatles seine ehemaligen Bandkollegen eine Zeit der Neuorientierung brauchten, steht er 1970 an der Spitze der internationalen Musikszene und bleibt dort für wenige Jahre.

Denn schon hat er sich eines neuen Projektes angenommen. Durch Ravi Shankar motiviert, ein humanitäres Benefizkonzert für die Menschen des im 1971 gegründeten Bangladesch, das unter einer großem humanitären Krise um seine Unabhängigkeit kämpfte. Mit dem Doppelkonzert für Bangladesch am 1. August 1971 im Madison Square Garden setze George Harrison weitere Meilensteine. Wahrscheinlich hätte niemand anderes es geschafft, ein derartig groß angelegtes Benefizkonzert zu organisieren als der Star der Stunde und vielleicht hätte es später auch kein Band Aid Projekt von Bob Geldof gegeben. Mit den Filmrechten und weiterem weiteren Dreifachalbum brachte das Konzert bis heute mehr als 17 Millionen Dollar für die UNICEF ein.

Danach scheint George allerdings den Anschluss an die Spitze der Musikszene nach und nach verloren zu haben. Sein Erfolg wird immer mäßiger bis er schließlich mit dem Produzenten und Musikerkollegen Jeff Lynne wieder große Erfolge feiert.

Mögen viele ihn vielleicht um seine Popularität beneiden, George Harrison hat sich nie richtig arrangieren können mit dem Riesenerfolg und den Widrigkeiten des Lebens. Manchmal macht er auch einen etwas verbitterten Eindruck. Die Beatlemania hielt er anfangs für einen kurzfristigen Hype, der bald abklingen würde, bis ihm dämmerte, dass ihn das ein Leben lang begleiten würde. Gefragt nach der schlimmsten Zeit seines Lebens, antwortet er, seine Zeit bei den Beatles. Immer wieder gibt er seiner Unzufriedenheit Ausdruck Don't Bother Me, sein erster Song für die Beatles sagt schroff: Lass mich in Ruhe. Ein erster beachteter Song, Taxman, artikuliert seinen Ärger über das britische Steuersystem. Selbst in einem musikalisch so positiven Song wie Handle With Care mit den Travelling Wilburys beschreibt er sämtliche Missgeschicke und unangenehmen Ereignisse, die so geschehen können und die ihm passiert sind.

Kennzeichnend für sein Songwriting ist ein konsequent existentieller Ansatz. Es würde ihm kaum einfallen, eine Geschichte zu erzählen. Seine Songs sind immer persönlich und immer gibt er Einblicke in sein Seelenleben. Die Worte Ich und Du sind wohl die tonangebenden in seinen Texten.

Was macht George Harrison nun ganz besonders aus? Es mag bessere Musiker geben, begabtere Lyriker, aber er ist m.E. der Künstler, der nicht aufhört, Gott zu thematisieren. Hatten sich die Beach Boys noch anfänglich geziert, das Wort Gott überhaupt in einem Liedtitel zu verwenden mit God Only Knows, so lag dann wenig später Gott am Ende der 60er in der Luft: Spirit in The Sky, Oh Happy Day, Amazing Grace, Put Your Hand oder Jesus Is A Soul Man und andere religiös aufgeladene Songs stürmten die Charts. Und so betritt George Harrison als Solist mit dem Gebet My Sweet Lord die Charts, ein vom Gospel inspirierter Song mit starkem Einschlag von östlicher Spiritualität, denn neben dem Hallelujah erklingt auch das Krischna, Krischna.

Was in der Popkultur eine Phase gewesen sein mag, ist bei George Harrison bleibendes Thema, immer wieder geht es ihm um Gott. Er ist der Künstler der Spiritualität und macht deutlich, dass nicht nur der Körper Nahrung braucht, sondern auch die Seele.

Seine Unzufriedenheit mit den Gegebenheiten und seine Suche nach Gott wird zusammengefasst auf seinem letzten posthum veröffentlichten Album Brainwashed. In diesem Album wird ein Cartoon von George Harrison veröffentlicht. Er kritzelt eine städtische Hochhaussilhouette an einer Straße und nennt sie Bullshit Avenue. Aber darin in einer Selbstidentifikation mit Johannes dem Täufer und mit einem Bibelzitat - der Rufer in der Wüste, der hinausschreit: Gott, Gott, Gott. Derart hoch emotional, dass ihm simple Rechtschreibfehler unterlaufen: a voice cry's in the wilderness. In seinem letzten Song auf seinem letzten Album, dem titelgebenden Brainwashed, singt er eine Art Klagepsalm. Ständig werden wir einer Gehirnwäsche unterzogen. Angesichts solcher Manipulation und Gottvergessenheit seiner Gegenwart schreit er: Gott, Gott, Gott, ich wünschte mir, auch Du würdest uns einer Gehirnwäsche unterziehen. Wie ein Psalmist nimmt George Harrison hier wenig Rücksicht auf sprachliche Konventionen und gute Manieren. Das Gebet aber, dass Gott bitte positiven Einfluss auf unseren Personenkern nehmen möge, kann ich gut nachvollziehen. Wenn es schon unser Schicksal ist, ständig unausweichlich manipuliert werden, warum dann nicht lieber von Gott.

Pfarrer Reinhard Chudaska, Bergkamen

"I look at you all" - Ein Abend mit Musik und Texten von George Harrison
16. November 2018, 19 Uhr
Martin-Luither-Kirche, Preinstr. 38, Bergkamen